Wenn man nicht vom Weg abkommt, dann bleibt man auf der Strecke.
Von asiatischen Lebensweisheiten über mentale Fitness bis hin zu transkultureller Kommunikation - Thomas Herdin lässt keinen Bereich aus, der die Menschen auf dem Weg zu einem zufriedenen Leben begleiten kann. Als Wissenschafter forscht er unter anderem zu den Bereichen menschliche Kommunikation und Neurowissenschaft. Als Coach und Professor gibt er sein Wissen an die Menschen weiter. Freut euch auf eine tolle Story von ZukunftsMacher Thomas Herdin.
Assoc.-Prof. Dr. Thomas Herdin, Universität Salzburg
Siehst du Veränderungen als Risiko oder als Chance?
Natürlich als beides! Veränderung ist sowohl Risiko als auch eine Chance. Das ist doch das Schöne daran :)
In unserer westlichen Welt folgen wir dem aristotelischen Prinzip der entweder-oder-Logik, weshalb wir uns gerne auf eine Seite stellen und die andere dabei ausschließen (das sehen wir gerade in der aktuellen Pandemiezeit sehr deutlich). Diese Logik gibt uns subjektiv zwar Sicherheit, die aber trügerisch sein kann. Da ich sieben Jahre in Asien gelebt und gearbeitet habe, folge ich überwiegend dem taoistischen Prinzip des sowohl-als-auch. Diese Art des Denkens ist sehr vorteilhaft in einer Zeit, die sehr komplex und widersprüchlich ist. Allerdings erfordert es auch Mut und Ambiguitätstoleranz, das heißt, mit Unsicherheit und Mehrdeutigkeit proaktiv umzugehen. Wenn wir neue Wege beschreiten und dabei unsere Komfortzone verlassen, können wir daran wachsen und uns weiterentwickeln. Sollte es einmal nicht so funktionieren, wie wir es uns vorgestellt haben, dann lasst uns einfach einmal „lässig scheitern“. Denn: Wenn man nicht vom Weg abkommt, bleibt man auf der Strecke. Ein herrlich vielschichtiger Spruch, der mich aufrüttelt und motiviert!
Was tust du konkret, um Innovation in deinem Umfeld voranzutreiben?
Mein Ziel ist es, Menschen in dieser herausfordernden Zeit zu stärken, um die Gegenwart und Zukunft auf Basis wertschätzender Begegnungen zu gestalten. Meine Funktion sehe ich dabei in einer Doppelrolle als Wissenschafter und als Coach. Mein Ansatz ist, altes Wissen und neueste Forschungsergebnisse zu verbinden. Ich schöpfe dabei aus den Erkenntnissen der 2.500 Jahre alten asiatischen Bewusstseinsdisziplinen und verknüpfe diese mit den neuesten Errungenschaften aus der Neurobiologie, insbesondere der Interpersonellen Neurobiologie.
Als Wissenschafter forsche ich zu den Themen Interkulturelle Kompetenz und Resilienz. Diese basieren nicht nur auf einer gelingenden Kommunikation mit dem Gegenüber, sondern – und das ist mir besonders wichtig – auch auf einer gelungenen Kommunikation mit sich selbst. Es geht daher darum, sowohl „im Einklang mit sich selbst“ als auch „in Resonanz mit dem anderen“ zu sein.
Dieses Wissen gilt es natürlich nicht nur für ein Fachpublikum zu publizieren und in meinen Lehrveranstaltungen zu lehren, sondern auch in die Gesellschaft zu tragen. Dazu biete ich Coachings in meiner Praxis „Aufwind“ an, die auf den Erwerb von Kompetenz und Resilienz abzielen. Mir geht es darum, Menschen zu unterstützen, damit sie mutig abheben und mit Leichtigkeit aufsteigen, um an Höhe und Energie zu gewinnen. Mit den erworbenen Fähigkeiten lassen sich Herausforderungen viel gelassener und freudvoller meistern.
Was ist für dich in Zukunft unentbehrlich?
Wir haben seit dem Millennium eine rasante technologische Entwicklung hinter uns. Aber haben wir uns selbst überhaupt weiterentwickelt? So unvollkommen wir Menschen nun einmal sind, ist es für mich unentbehrlich, unsere mentale Fitness zu stärken. Das ist umso bedeutender, da technologische Entwicklungen immer rasanter voranschreiten werden und auch gesellschaftlichen Wandel bewirken. Wir wissen seit langer Zeit, wie wir den Körper trainieren können. Genauso lässt sich auch unser Gehirn (Stichwort Neuroplastizität) stimulieren. Das gelingt mit der dreifachen Meisterschaft: erstens die eigene mentale Kompetenz zu kultivieren (um gestärkt durch volatile Zeiten zu schreiten), zweitens unser empathisches Sensorium zu verfeinern (um uns wertschätzend zu begegnen) und drittens zwischenmenschliche Resonanz zu fördern (um endlich die gesellschaftlichen Gräben zuzuschütten). Diese Kompetenzen brauchen wir, um in einer immer aufgeregteren Welt mit offenem Herzen, einem wertschätzenden Verhalten und voller Ressourcen einer positiven Zukunft entgegenzugehen.
Danke an Thomas Herdin.
Für uns ist das ein wahrer ZukunftsMacher.
Zur Person
Thomas Herdin ist Wissenschafter, Coach und passionierter Kajakfahrer.
Er ist Professor für Kommunikationswissenschaft, Leiter der Abteilung für transkulturelle Kommunikation an der Universität Salzburg und forscht und lehrt zu den Themen Interkulturelle Kompetenz, Resilienz und Interkulturelles Management
Vor seiner wissenschaftlichen Karriere arbeitete er sieben Jahre in Asien als Marketingleiter einer internationalen Reiseagentur, wobei er in Bangkok/Thailand lebte und regelmäßig in Hongkong, Singapur, Vietnam und Kambodscha unterwegs war.
Wenn er nicht im Hö zur Feldforschung im Ausland weilt, ist er gerne am Wasser. Seit seinem zehnten Lebensjahr ist er begeisterter Wildwasserfahrer.
Commentaires